Die Zeit bis 1900
Geschichtliche Entwicklung
Im Laufe des 19. Jahrhunderts hatte es in Mitterteich mehrere verheerende Brände gegeben, bei denen neben großem Sachschaden auch Menschenleben zu beklagen waren. Das Löschwesen stützte sich damals noch auf alle Erwachsenen männlichen Bürger – aber mangelnde Ausbildung und mangelndes Gerät, das größtenteils nur aus Eimern bestand, führten bei den Brandfällen schnell zu einem Chaos und damit zu wenig wirksamer Brandbekämpfung. Im Jahre 1876 wurde auf Anweisung des Bezirksamtes eine Pflichtfeuerwehr in Mitterteich aufgestellt. Die Leitung dieser Pflichtfeuerwehr hatte damals der Mauermeister Engelbert Franz. Alle Männer über 18 Jahre wurden dazu herangezogen.
Da zwischen 1865 und 1880, Mitterteich von keinen größeren Brandkatastrophen heimgesucht wurde, kam man wohl in Mitterteich vergleichsweise spät auf den Gedanken eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, obwohl andere Städte und sogar kleinere Orte und Dörfer bereits eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen hatten.
Anfang der 1880er Jahre kam es nun zu ersten Vorgesprächen über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr, die aber zunächst, aus welchen Gründen auch immer, keinen Erfolg hatten. Erst Anfang 1885, als der Vorstand des damaligen Burschenvereins „Concordia“ die Sache in die Hand nahm, gelang es, nach mehreren vorhergegangenen Beratungen im Haus des Herrn Haas (heute Schwägerl, Bahnhofsstraße), aus dem Burschenverein „Concordia“ heraus, die neue Freiwillige Feuerwehr zu bilden.
Laut einem Dienstbuch für den Kommandanten (Bild) ist das Gründungsdatum der 6. September 1885. In diesem Dienstbuch werden auch folgende Mitglieder für den ersten Verwaltungsrat erwähnt:
Vorstand | Zwick Andreas |
Hauptmann | Schreiber Eduard |
Adjutant | Wiendl Karl |
Kassier | Lindner Johann |
Zeugwart | Kellner Georg |
Zugführer | Tretter Andreas |
Zugführer | Richtmann Josef |
Dann folgt die Aufführung der Spritzenmannschaft.
Am 21.3.1986 wurde eine Bereitschaft für auswärtige Brände festgelegt:
Zugführer | Tretter Andreas |
Steiger | Göhl Franz |
Steiger | Sturm Fraz |
Spritzenmänner:
Diez Karl | Zeitler Gottfried |
Leiacker Franz | Neumüller Simon |
Auch eine Reserve für auswärtige Brände wurde 21.3.1986 festgelegt.
Es folgen einige Auszüge aus der Kommandostruktur. Eine „Instruktion für den Kommandanten bei auswärtigen Bränden expediert am 21.3.1886 angeführt“:
„Der Ortsabteilungsführer ist unmittelbarer Kommandant der ausgerückten Mannschaft, derselbe ist jedoch am Brandplatz dem Oberkommando untergeordnet. Er ist daher verantwortlich über die ihm anvertrauten Requisiten und alle sonstigen Vorkommnisse. Tritt der Fall ein, dass unsere Abteilung die Erste am Brandplatz ist, so hat der betreffende Kommandant das Oberkommando zu übernehmen, das Brandlöschgeschäft zu leiten, die eintreffenden Feuerwehren auf die notwendigen Punkte zu verteilen, an Bezirksamtmann oder dessen Stellvertreter Rapport zu erstatten über die anwesenden Feuerwehren. Überhaupt jede gewünschte Auskunft zu erteilen. Ferner hat er innerhalb drei Tagen an das Kommando Rapport zu erstatten über den Verlauf des Brandes, welche Feuerwehr das Oberkommando führte, wie viele und welche Feuerwehren erschienen, wie viele Häuser oder Firste, sind abgebrannt, wie ist das Feuer entstanden, welchen Anteil hat er bei der Löschung genommen und alle sonstigen Wahrnehmungen zu verzeichnen.“
„Bei ausgebrochenem Brande eilen sämtliche Mannschaften in das Requisitenhaus, nehmen die Spritze Nummer 2 mit einer Anzahl Feuereimer und begeben sich damit auf die Brandstätte. Die anwesenden Chargen haben Sorge zu tragen, dass sich die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr schnellstens mit Herbeischaffung von Wasser befasst, um für zum Pumpen der Spritze vorübergehend Leute der Pflichtfeuerwehr oder sonstige Anwesende zu benutzen. Der Requisitenmeister und Rottenführer Zeitler begibt sich mit der bestimmten Mannschaft und der Spritze Nummer 1 auf einen Aufstellpunkt zum Beischaffen von Wasser mittels Zubringer. Die im Requisitenhaus anwesenden Steiger haben die die Leiter und sonstige Löschgeräte auf den Brandplatz zu schaffen. Der Steigerzugführer begibt sich sofort auf den Brandplatz, um zu sehen, wie und wo die Leiter am Vorteilshaften postiert werden kann. Es soll, wenn dienlich, das Feuer mittels Schlauch, möglichst nass bekämpft werden.“
Zur persönlichen Ausrüstung, bzw. zur Anzugsordnung erfahren wir folgende Information:
"Der Anzug bei Bränden in Loco soll bei den Steigern bestehn aus – ihrer persönlichen Arbeitsmontur, es kann auch die Bluse angezogen, soll aber auch geschont werden und der vollständigen Ausrüstung der Spritzmannschaften sollen womöglich mit Helm, aber ohne Gurt und sonstige Abzeichen, wie Schnurr und dergleichen erscheinen. Zu auswärtigen Bränden rückt die Steigermannschaft mit Bluse und vollständiger Ausrüstung, die Chargen und Spritzenmannschaft mit Bluse, Helm, aber ohne Gurt und Schnüre aus. Die Signalpfeifen jedoch sind von den Steigern und Chargen zu tragen.“
Erster Einsatz der Wehr
Der erste Einsatz kam für die Freiwillige Feuerwehr Mitterteich am 28. Mai 1886. In der Nacht, um 22.00 Uhr entlud sich über unserer Gegend ein furchtbares Gewitter. Der Blitz schlug in Themenreuth, in die Scheune des Anwesens Zottmeier (Hausname: Baschel) ein. Der größte Teil der Feuerwehr versammelte sich schnellstens und 17 Mann begaben sich unter der Leitung von Steigzugführer Tretter mit der Spritze Nummer 2, die von Richtmann gefahren wurde, an die Brandstätte. Als die Feuerwehr in Themenreuth ankam, drohte der Brand soeben auf das Wohnhaus überzugreifen. Die Steiger drangen aber sofort über das Dach in das Gebäude ein und durch schnellen Einsatz der Spritze und des Schlauches konnte das Wohngebäude gerettet werden. Der mittlerweile abgebrannte Stadel wurde nur noch vollends ausgelöscht und um etwa 04.00 Uhr morgens traf die Mannschaft wieder in Mitterteich ein. Bei einem kritischen Rückblick auf diesen Brand kam man zu der Erkenntnis, dass einige organisatorische Verbesserungen dringend nötig seien:
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„Es ist ein Fuhrwerksbesitzer zum Einspannen zu bestimmen.
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Bei Auswärtigen, sowie auch bei Bränden in Loco können sowohl die Steiger als Spritzenmänner ihre gewöhnliche Arbeitsmontur tragen.
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Es ist an mehrere Chargierte eine Laterne abzugeben.
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Bei nächtlichen heftigen Gewittern hat sich die gesamte Feuerwehr in ihren Wohnungen in Bereitschaft zu halten.“
Es folgen nun Auszüge aus der Chronik vom Vereinswesen 1885 - 1899. (Brände werden separat aufgeführt.)
1887
24. April
Erste größere Übung – angenommen Brand im Haus des Herrn Johann Lindner – Übergreifen des Feuers auf das Anwesen August Oppl (Zeusenlehner) – Ausbreitung soll verhindert werden. Dabei war die III. Rotte der Pflichtfeuerwehr (die es also noch gab). Spritze 2 nahm am Brandplatz Stellung und Spritze 1 am Bach unterhalb des Heurangs. In drei Minuten schaffte es man das Wasser hoch zu pumpen. Dabei waren dreißig Mann im Einsatz und abwechslungsweise und wirkungsvoll mit der Hand zu pumpen.
8.Mai
Besuch von Prinzregent Luitpold in unsrer Gegend. Zur Begrüßung begab sich die Freiwillige Feuerwehr nach Großschlattengrün unter der Führung des Kommandanten. Nach Wiederankunft in Mitterteich wurde am Marktplatz vom Vorstand des Gesangsvereins, Herrn Enders, eine kurze Ansprache gehalten und anschließend ein „Hoch“ auf seine Königliche Hoheit ausgebracht; man sang die Nationalhymne.
1888
Der Mannschaftsbestand der Feuerwehr zeigte seit der Gründung eine stetige Aufwärtsentwicklung; so hatte sie bereits im dritten Jahr ihres Bestehens 70 Mitglieder und 1890 konnte deren Zahl bereits die 100 überschreiten.
22. Januar
Gab es eine ordentliche Neuwahl, aus der im Wesentlichen die bisherige Vorstandschaft wieder hervorging; neu hinzu kam als Adjutant und Zugführer Hans Zehentner; nicht mehr bestätigt wurden in ihren Ämtern Wiendl Karl und Richtmann Josef. Auf Anregung der Sterbekasse des bayrischen Landesfeuerwehrverbandes bildete sich auch in Mitterteich ein entsprechender Ortsverein.
4. März
Bei der Vorstandswahl ging Edmund Schreiber als Ortskassier und Georg Kellner als Ersatzmann hervor, beteiligt haben sich 14 Mann an dieser Wahl.
Im gleichen Jahr fanden mehrere Inspektionen der Mitterteicher Wehr durch übergeordnete Stellen statt. Dabei wurden gute Dienstauffassung, hervorragender Ausbildungsstand und passende Ausrüstung attestiert. Wie es sich für eine gute Inspektion gehört, wurden auch gute Verbesserungsvorschläge gemacht.
9. September
Feuerwehr durch Bezirksstellvertreter Pfreimder in Tirschenreuth inspiziert.
1889
20. Januar
Es fand eine Generalversammlung statt, wobei die Vorstandschaft und Verwaltungsratsmitglieder auf die Dauer von drei Jahren gewählt wurden.
10. Juni
weilte der Herr Staatsrat und Regierungspräsident Dr. von Ziegler in Mitterteich zu Besuch. Die Freiwillige Feuerwehr hatte die Organisation der ganzen Feier inne und beteiligte sich am Lampionzug.
24. Juni
erhält die Feuerwehr eine neue Löschmaschine. Die Feuerwehr nahm beim Requisitenhaus Aufstellung und marschierte unter den Klängen der Feuerwehrmusik zum Bahnhof und nahm dort die neue Löschmaschine in Empfang. Diese wurde gleich beim Röhrenkasten am Rathaus ausprobiert. Der Abschluss des Festes fand im Vereinslokal bei Wiendl statt.
1890
16. September
nach einen Brand in Groppenheim merkte man bei der Ankunft im Mitterteich, dass die Spritze stark beschädigt war. Aufgrund der leichten Bauart und wahrscheinlich infolge von Überladung mit der Mannschaft, wurde die neue Spritze beschädigt. Sie wurde gründlichst repariert und es wurde bestimmt, dass die Spritze von nun an mit acht Mann einschließlich Kutscher fahren durfte.
1891
31. Juli
Bezirksamtmann war zufällig in Mitterteich, als es in Konnersreuth brannte. Bei diesem Brand war schlimmster Wassermangel bemerkbar und so musste mit Jauche gelöscht werden. Bezirksamtmann veranlasste zusätzlich noch, die Spritze 3 mit 20 Mann und dem Kommando von Adjutant Zehenter auszurücken. Diese wurde aber nicht mehr eingesetzt. Bei diesem Brand war die Mitterteicher Wehr die Erste am Brandplatz.
1892 -1894
nicht Bemerkenswertes vom Verein – nur Brände
1895
13. Januar
fand die Neuwahl des gesamten Vorstandes und der Führungsmannschaft statt. Sämtliche Amtsinhaber gingen wieder als Sieger hervor. Um den Posten des Kommandanten gab es einen heißen Kampf, da einige unzufrieden Mitglieder Franz Rüth durchzusetzen hoffte.
8. September
wurde die Wehr durch den königlichen Assessor Otto Rupprecht aus Tirschenreuth inspiziert; es wurden keinerlei Mängel festgestellt.
22. September
erhielt der Steiger Leonhard Kehrer für seine Feuerwehrdienstzeit das Ehrenzeichen, das von König Ludwig II. von Bayern (gest. 1886) gestiftet worden war. Die Überreichung nahm Bezirksamtmann Pöll aus Tirschenreuth in feierlicher Weise vor. Die Feuerwehr trat dazu in Reih und Glied mit Front zum Knabenschulhaus an. Bezirksamtmann, Adjutant Zehentner und Bürgermeister Lindner hielte eine Rede. Der Vorbeimarsch der Feuerwehr beendete den offiziellen Teil der Feier. Am anschließenden selbstverständlichen stattfindenden Frühschoppen nahm der Bezirksamtmann, der Bürgermeister, der Magistrat, die Gemeindeangestellten und die Chargen der Feuerwehr teil.
1896
14. September
wurde nach einem Brand in Kondrau festgelegt, dass nur noch eine Spritze zu auswärtigen Bränden fährt.
1897
2. März
nach ein Brand im Winkl (ehem. Zacherlhaus), wurde festgelegt, dass sich kein Mitglied vom Brandplatz entfernen durfte, bis entweder die gesamte Wehr abrücke oder in dem Fall, dass jemand eine Sondererlaubnis erhält.
1898
15. Mai
Der Bezirksfeuerwehrvertreter, königlicher Bezirksamtsassessor Graf von Spreti legten eine Übung und eine Inspektion der Freiwilligen Feuerwehren Mitterteich Ort, Mitterteich Fabrik, Königshütte und Leonberg fest. Im Anschluss sollte eine Bezirksversammlung stattfinden. Die Veranstaltungen liefen folgendermaßen ab: Um 14.00 Uhr traten unter dem Kommando des Kommandanten der Feuerwehr Mitterteich Ort die vorher genannten Feuerwehren mit insgesamt 234 Mann an; an Gerät hatten sie 5 Löschmaschinen, 1 Gerätewagen und 4 Leitern. Kurz nach 14.00 Uhr erschien der Kreisfeuerwehrvertreter Freiherr von Lichtenstern aus Neustadt, begleitet vom Bezirksfeuerwehrvertreter und den anwesenden fremden Kommandanten und Delegierten. Danach fand eine Schauübung mit und ohne Gerät statt und eine Löschübung, wobei das Kommunbrauhaus das angenommene Brandobjekt war. Bei der Besichtigung des Gerätes und der Ausrüstung stellte der Kreisvertreter beträchtliche Mängel fest, wie z. B. verrostete Scheren und Nadeln in den Sanitätskästen von Königshütte und Mitterteicher Ort. Anderseits sprach der Kreisvertreter auch seine Anerkennung aus über die gute Schulung, besonders der beiden Mitterteicher Feuerwehren. Gegen 16.00 Uhr begann die Bezirksversammlung im Gasthof Lamm mit der von 37 Feuerwehren des Bezirkes 35 durch Delegierte vertreten waren. Die Musik für die Veranstaltung kostete 40 DM.
1899
Am Ende des Jahres konnte man durch verschiedene Zuschüsse vom Distrikt und der Gemeinde einen recht erfreulichen Kassenstand verzeichnen. Nachdem ein zusätzlicher Distriktzuschuss zum Kaufe einer Schubleiter gegeben wurde, wurde vom Verwaltungsrat im Oktober beschlossen, der Feuerlöschgerätefabrik Justus Christian Braun in Nürnberg einen entsprechenden Auftrag zu erteilen. Am 13. Dezember konnte man die neue Leiter am Bahnhof in Empfang nehmen und von der Steigermannschaft wurde sie sogleich einer gründlichen Probe unterzogen. Der Preis trug damals 550 DM.